Lyonel Feininger

Feininger im Weimarer Umland

Das Schaffen des Malers Lyonel Feininger ist eng mit dem Weimarer Umland verbunden. Feininger war anfangs Karikaturist, widmete sich dann der Malerei und Graphik. Er wurde 1919 als Formmeister der Druckgraphischen Werkstatt an das Weimarer Bauhaus berufen. Er war oft mit dem Fahrrad in den kleinen Dörfern um Weimar unterwegs und fertigte zahlreiche Skizzen an, die ihm als Vorlage für weitere künstlerische Arbeiten (Ölgemälde, Radierungen, Holzschnitte, Aquarelle, Tusche- und Kohlezeichnungen, Lithografien) dienten. Niedergrunstedt lag auf seiner Route durch das Weimarer Land. Der Feininger-Radweg von Weimar über Niedergrunstedt, Gelmeroda, Possendorf, Vollersroda, Oettern, Mellingen und Taubach zurück nach Weimar erinnert daran. In den einzelnen Orten markieren Glastafeln mit einem charakteristischen Werk Feiningers typische Motive. Eine solche Glastafel findet sich auch in Niedergrunstedt, direkt unterhalb der Mauritius-Kirche zwischen Pfarrhaus und alter Schule. Sie zeigt die Niedergrunstedter Kirche in der typischen Malweise Feinigers.

Glastafel am Feininger-Radweg vor der Kirche St. Mauritius

Feininger in Niedergrunstedt

Folgende Arbeiten nach Niedergrunstedter Motiven sind bekannt:

Ölgemälde:

Landweg nach Niedergrunstedt, 1914
Niedergrunstedt IV, 1914
Niedergrunstedt VI, 1914
Niedergrunstedt, 1918
Kirche von Niedergrunstedt, 1919

Privatbesitz
Verbleib unbekannt

vom Künstler vernichtet
Neue Nationalgalerie Berlin

Radierung:

Niedergrunstedt, 1911
(signiert mit „Leinoel Einfinger“)

Klassik Stiftung Weimar
Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg
Kunsthalle Hamburg u.a.

Kohlezeichnung:

Ohne Titel, mit abgerissener Ecke 1913
Kirche von Niedergrunstedt, um 1913
Dorf Niedergrunstedt VI, 1914
Niedergrunstedt VII, 1915

Harvard Art Museums, USA


Galerie Orangerie Reinz, Köln

Aquarell mit Feder:

Nieder-Grunstedt, 1946

Harvard Art Museums, USA



Im Ausstellungskatalog „Lyonel Feininger – Naturnotizen“ zu Ausstellungen in Emden, Köln und Weimar von 1993/94 sind folgende Zeichnungen aufgeführt:

Naturnotizen:

Niedergrunstedt, 1911, farbige Kreide

Weg nach Niedergrunstedt, 1919, Bleistiftskizze
(gleiches Motiv wie Gemälde „Landweg nach Niedergrunstedt“)

Einen Überblick zur Vielzahl der Naturnotizen, die in Niedergrunstedt entstanden sind, gibt die Recherche des Niedergrunstedter Historikers Kai Sauer „Lynonel Feininger im Kirschbachtal„. Viele dieser Bleistift-, Buntstift- oder Kreideskizzen werden im Harvard Art Museums, USA, aufbewahrt.


Aufenthalte Feiningers in Niedergrunstedt sind in den Biografien insbesondere in den Jahren 1913 und 1919 vermerkt. Da einige Arbeiten bereits mit 1911 datiert sind, können diese Angaben nicht vollständig sein. Für Feiningers Interesse an Niedergrunstedter Motiven gibt es sogar einen ganz besonderen Beleg: Ein Foto zeigt ihn beim Skizzieren auf unserem Anger. Kurios ist, dass dieses Foto lange Zeit den Dokumente seiner Ostseeaufenthalte zugeordnet wurde. Inzwischen gilt es als sicher, dass es auf dem Niedergrunstedter Anger entstanden ist.

Foto von Lyonel Feininger beim skizzieren auf dem Anger in Niedergrunstedt.

Postkarte zu Feininger auf dem Niedergrunstedter Anger
Idee und Gestaltung Sieghard Narr

Der Schmalkaldener Maler Sieghard Narr, der Niedergrunstedt sehr verbunden war, hat diese Geschichte aufgegriffen, den zeichnenden Feininger mit einer wetterfesten Pappfigur auf dem Anger nachgestellt und damit die abgebildete Postkarte entworfen.

In den Notizen der Ortschronisten sind leider keine Hinweise auf Feininger zu finden. Einige Niedergrunstedter können sich aber noch lebhaft an die Erzählungen ihrer Großeltern über den Herrn mit Hut und Skizzenblock erinnern.

Veranstaltungen  zu Feininger

Die Erinnerung an Feininger wird immer wieder durch Veranstaltungen wachgehalten, die an ihn und sein Schaffen anknüpfen. So fanden im Jahr 2006 in Weimar und im Weimarer Umland zahlreiche Veranstaltungen zur Ehrung des Künstlers statt, um an seinen 50. Todestag, den 100. Jahrestag seiner Ankunft in Weimar und seinen 135. Geburtstag zu erinnern. Auch in Niedergrunstedt gab es aus diesem Anlass eine Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten. Bereits im Sommer 2005 wurde hier auf das Feininger-Jahr eingestimmt. Der Kunsthandwerkermarkt „Kunst bei Mauritius“ wurde genutzt, um auf die beachtenswerte künstlerische Tradition des Ortes hinzuweisen. Es gab ein Kunstprojekt, das die Arbeiten der Künstler des ortsansässigen Kunstvereins Hofatelier e. V. über Feininger-Motive den Arbeiten der Kinder des Niedergrunstedter Kindergartens gegenüberstellte. Der Kindergarten nutzte die Liebe Feiningers zu Werken Johann-Sebastian-Bachs, seinem musikalischen Konzept entsprechend, zu besonderen „Bach-Interpretationen“. Ganz handfest waren die auf dem Anger – Feiningers bevorzugtem Skizzen-Motiv – durchgeführten Pflege- und Pflanzmaßnahmen. Die wetterfeste Figur des zeichnenden Feiningers, die der Künstler Sieghard Narr geschaffen hatte, fand hier ihren Platz.

Im Jahr 2021 wurde Feiningers 150. Geburtstag unter anderem mit einer Mummenschanz-Parade von Gelmeroda nach Niedergrunstedt begangen, die an seine grotesken Mummenschanzbilder und die Freude der Bauhäusler an der Verkleidung und bunten Aufzügen erinnerte.

Quelle: TA vom 18.07.2021


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